Offizielle Kammer-Nachrichten der Ingenieurkammer Hessen Ausgabe 05 | 2024 Bereits vor dem ersten Spatenstich im Oktober 2015 wurde großer Wert auf einen umfassenden Arbeitsschutz ge- legt. Georg Lobpreis, als Leiter des Arbeitsschutzes bei der Fraport AG, und sein Team analysierten die gesetz- lichen und technischen Anforderungen detailliert und entwickelten sie ein Kon- zept, das streng nach der Baustellen- verordnung und den Vorschriften der Unfallversicherungsträger gestaltet wurde. Dipl.-Ing Ingolf Kluge, als Chefkoordina- tor, und sein Team haben maßgeblich zur Strukturierung und Implementierung des Sicherheitskonzeptes beigetragen. Kluge, der bereits Erfahrungen mit gro- ßen Bauprojekten wie dem Neubau der Europäischen Zentralbank hatte, brach- te sein Wissen ein, um die Rolle der Si- cherheitskoordinatoren (SiGeKo) neu zu definieren. Er hebt hervor, dass eine ef- fektive Koordination weit über die bloße Einhaltung von Vorschriften hinausgeht und eine proaktive Unterstützung der ausführenden Firmen erfordert, damit diese eigenständig sicherheitsrelevante Herausforderungen meistern können. Es wurde eine hierarchische Struktur etabliert, in der die Ü-SiGeKo (überge- ordnete Sicherheitskoordinatoren) die fachliche Leitung übernehmen und di- rekt mit dem Bauherrn, der Bauüberwa- chung und den Aufsichtsbehörden kom- munizieren. Auf Projektebene teilen sich spezielle P-SiGeKo (projektbezogene Sicherheitskoordinatoren) die Koordina- tionsaufgaben und sind für spezifische Bauabschnitte verantwortlich. Ein zentraler Aspekt des Sicherheits- konzepts ist die präventive Planung und Umsetzung von Sicherheitsmaß- nahmen. Dies beinhaltet regelmäßige Sicherheitsbesprechungen, Baustellen- begehungen und die frühzeitige Erken- nung von potenziellen Gefährdungen. Durch diese Maßnahmen sollen Unfälle vermieden und die Sicherheit aller Betei- ligten gewährleistet werden. Die effektive Implementierung und stän- dige Überprüfung des Sicherheitskon- zepts haben maßgeblich dazu beigetra- gen, dass die Baustelle Terminal 3 trotz ihrer Größe und Komplexität als Beispiel für vorbildlichen Arbeitsschutz gilt. Durch präventive Planung, strukturierte Koordi- 4 Kluge betont auch die strategische Neuausrichtung der Sicherheitskoordination: „Eine solche Großbau- stelle lässt sich nur sinnvoll koordinieren, wenn man nach den eigentlichen Grundlagen der Baustellenver- ordnung arbeitet: d. h. weniger Sicherheitsfachkraft, die sich in Details von Arbeitsschutzmängeln verliert, sondern mit Blick für das große Ganze den ausführenden Firmen Hilfe zur Selbsthilfe bietet.“ Es wurden jeweils spezifische Sicherheitsstrategien für kritische und komplexe Bauabschnitte entwickelt, wie zum Beispiel die Montage der Dachsegmente des Hauptgebäudes. Diese Arbeiten erforderten besonders hohe Sicherheitsvorkehrungen, da sie in großer Höhe durchgeführt wurden und eine präzise Koordination der beteiligten Firmen notwendig war. Fotos: Dipl.-Ing. Ingolf Kluge. nation und kontinuierliche Überwachung wurde ein hoher Standard im Arbeits- schutz erreicht, der das Projekt nicht nur in technischer, sondern auch in sicher- heitstechnischer Hinsicht zu einem Er- folg macht. Das Terminal 3 ist nicht nur ein aufgrund seiner Größe und des finanziellen Um- fangs bedeutendes Bauprojekt, sondern auch ein Beispiel für fortschrittliches De- sign, innovative Bautechniken und strik- te Einhaltung von Sicherheitsstandards. Der Quellartikel ist im Bau Portal, dem Fachmagazin der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft der BG Bau 1-2024 erschienen, Autor Stephan Imhof.