Offizielle Kammer-Nachrichten der Ingenieurkammer Hessen Ausgabe 04 | 2024 Immobilien-Konjunkturtrends 2024 Die ersten Ergebnisse des BBSR-Ex- pertenpanels zum Immobilienmarkt zur Jahreswende 2023/24 zeichnen ein dif- ferenziertes Bild der aktuellen Lage und der Perspektiven für den deutschen Im- mobilienmarkt im Jahr 2024. Fachleu- te bewerten die Gesamtstimmung als weiterhin eher pessimistisch, obwohl vereinzelte Aufhellungen in den Seg- menten des Wohnungs- und Einzel- handelsmarktes sichtbar sind. Die Kon- junkturerwartungen für den Büromarkt zeigen eine abnehmende Dynamik des Pessimismus, jedoch bleibt die Skepsis bezüglich einer signifikanten Verbesse- rung der Neubauaktivitäten bestehen. Positiv hervorzuheben ist die optimis- tischere Einschätzung zu Modernisie- rungs- und Sanierungsvorhaben im Be- stand. Diese Stimmungslage spiegelt sich in einem Kontext von steigenden Zinsen, erhöhten Baukosten und einem daraus resultierenden Mangel an Bauinvestitio- nen, was die bereits bestehende Lücke im Wohnungsbau weiter vergrößert. Die aktuelle Wirtschaftslage und die Prog- nosen für 2024, darunter ein erwarteter „Wachstumsdämpfer“ im ersten Quar- tal, tragen weiterhin zur Unsicherheit bei. Nichtsdestotrotz wird für 2025 ein etwas hoffnungsvollerer Ausblick er- wartet, mit Wachstumsraten, die vor- sichtig optimistischer sind. Das Panel hebt hervor, dass die Im- mobilienbranche vor erheblichen He- rausforderungen steht, die durch die Corona-Pandemie, Zinserhöhungen und strukturelle Veränderungen noch verstärkt werden. Die Notwendigkeit von Anpassungen im Sektor ist offen- sichtlich, wobei die hohe Abhängigkeit von Fremdkapital und Zinskonditionen besonders herausfordernd ist. In Bezug auf die konkreten Marktseg- mente zeigt sich, dass die Neubautätig- keit weiterhin gedämpfte Erwartungen hervorruft. Der Anteil der Experten, die eine Verschlechterung erwarten, gleicht 10 Sehen Sie die Marktlage gegenwärtig insgesamt auf einem besseren, gleich gebliebenen oder schlechteren Konjunkturniveau als im letzten Halbjahr? sich mit jenen aus, die auf eine positive Entwicklung hoffen. Besonders nega- tiv sind die Erwartungen im Mietwoh- nungsmarkt, obwohl hier eine margina- le Trendverbesserung erkennbar ist. Ein tiefgreifendes Problem der Immo- bilien- und Baupolitik spiegelt sich ins- besondere in urbanen und Ballungsräu- men wider. Die rapide Steigerung der Bodenpreise, gepaart mit zusätzlichen Kosten durch regulatorische Anforde- rungen, stellt eine enorme Herausfor- derung für die Schaffung bezahlbaren Wohnraums dar. Die Bodenpreisstei- gerungen in Ballungsräumen sind be- sorgniserregend. Die Verknappung des Baulandes durch zögerliche oder res- triktive Ausweisung neuer Baugebiete ist ein zentraler Faktor. Eine solche Ver- knappung treibt die Preise nach oben, da die Nachfrage das begrenzte Ange- bot bei weitem übersteigt. Nur eine politisch gesteuerte Auswei- tung des Angebots an Bauland kann dazu beitragen, diesen Trend zu mil- dern. Zusätzliche Kostentreiber wie naturschutzrechtliche Ausgleichsmaß- nahmen, infrastrukturelle Folgekosten, archäologische Untersuchungen und Anforderungen aus der Mobilitätspolitik erhöhen die Kosten für die Entwicklung von Bauland zusätzlich. Während viele dieser Anforderungen wichtigen gesell- schaftlichen Zielen dienen, ist eine kri- tische Überprüfung auf Proportionalität und Effizienz angebracht, um unnötige Kostenbelastungen zu vermeiden. Die Grunderwerbsteuer, die mehrfach beim Umschlag von Grundstücken er- hoben werden kann, verteuert den Er- werb von Bauland und Immobilien zu- sätzlich. Eine Reform oder Anpassung der Grunderwerbsteuer könnte dazu beitragen, den Erwerb von Wohnraum zu erleichtern und die Kosten für den Endverbraucher zu senken. Der freie Markt hat dabei nur begrenz- ten Einfluss auf diese Entwicklungen. Politische Entscheidungen auf Bun- des-, Landes- und Kommunalebene spielen eine entscheidende Rolle. Eine umsichtige, vorausschauende und be-