14.04.2023
Die sechs Nominierten zum Deutschen Brückenbaupreis 2023 stehen fest. Der Wettbewerb wird im zweijährigen Turnus in den Kategorien Fuß- und Radwegbrücken sowie Straßen- und Eisenbahnbrücken ausgeschrieben, dabei konnten sowohl Neubau- als auch Ertüchtigungsprojekte eingereicht werden.
Erstmals
vergibt die Jury einen Sonderpreis an eine herausragende Lösung oder
Entwicklung auf dem Weg zum klimaneutralen Bauen. Die sechs Jurorinnen und
Juroren der Fachjury kürten je Kategorie drei Einreichungen.
Jeweils ein Finalist wird am 30. Mai 2023 zur festlichen Preisverleihung im
Rahmen des Dresdener Brückenbausymposiums als Sieger mit dem Deutschen
Brückenbaupreis 2023 ausgezeichnet. Der Preis ist ideell und stellt die höchste
Auszeichnung für Ingenieurleistungen im Deutschen Brückenbau dar. Zur
Preisverleihung werden Bundesminister Dr. Volker Wissing und ca. 1.300 Gäste
erwartet.
Fuß- und Radwegbrücken
Brücke „Miniatur Wunderland“, Hamburg (Hamburg)
Die Brücke verbindet zwei denkmalgeschützte Gebäude, deren Fassade an sich
nicht tragfähig ist. Die Ingenieurleistung ist also wörtlich hinter der Fassade
verborgen. Nur durch raffinierte Auflagerung ist es möglich, das Fleet
überhaupt mit der wartungsarmen, elegant reduzierten Integralbrücke zu
überwinden.
Carl-Alexander-Brücke, Dorndorf (Thüringen)
Die Stahlbrücke wurde 1892 errichtet. Statt einem Abriss und Neubau, wurde sie
auf Drängen einer Bürgerinitiative einer neuen Nutzung überführt. Hierzu musste
ihre Detaillierung aufgearbeitet und der Bestand erstmals ermittelt werden. So
ist es gelungen, einem imposanten Bauwerk eine Nachnutzung zu geben.
Mühlensteg, Besigheim (Baden-Württemberg)
Der Steg ist eine mit großer Sorgfalt im Detail geplante Weiterentwicklung der
seilverspannten Fußgängerbrücke und führt das Potential des Brückentypus wie
auch die Ingenieurleistung vor Augen. Als einseitig aufgehängte Verbindung
zwischen West- und Altstadt geht die Brücke sensibel auf die Umgebung ein und
setzt auf langlebigen Edelstahl.
Straßen- und Eisenbahnbrücken
Pilotbrücke Stokkumer Straße, Emmerich (Nordrhein-Westfalen)
Die Brücke demonstriert, dass Verkehrsbauwerke nicht im Widerspruch zu Umwelt-
und Klimaschutz stehen müssen. Geokunststoffbewehrte Erde ersetzt Beton, was
die CO2-Emission beim Bau reduziert und den Baustoff nach Nutzungsende
rückgewinnbar macht. Die schnelle, wirtschaftliche Bauweise minimierte
Eingriffe in den Verkehr und verkürzte die Bauzeit enorm.
Fuldatalbrücke, Bergshausen (Hessen)
Diese Brücke wurde mit geringem materiellen Aufwand, aber umso größerem
Ingenieurwissen unterspannt, um ihre Lebenszeit zu verlängern. So konnte ein
Neubau vorerst vermieden werden. Dies verdeutlicht den Paradigmenwechsel zu
effizienterem Ressourceneinsatz.
Stadtbahnbrücke, Stuttgart (Baden-Württemberg)
In Pionierleistung wurden moderne Carbon-Hänger eingesetzt, um die
Netzwerkbogenbrücke in ihrer Schlankheit und Länge zu ermöglichen. Die Hänger
sparen Material, weisen deutlich bessere Eigenschaften als klassische Stahlhänger
auf und könnten im Bedarfsfall bei laufendem Verkehr ausgewechselt werden.
Brückenbau in Deutschland: digital, umweltbewusst und vielseitig
Die Einreichungen spiegelten auch in diesem Jahr die ganze Bandbreite und Qualität der Ingenieurleistungen im Brückenbau in Deutschland wider. Die Projekte zeigen, wie Ideenreichtum und Kreativität im Brückenbau durch Digitalisierung und Nachhaltigkeit bereits heute beeinflusst werden: So wurde auch ein „Digitaler Zwilling“ eingereicht, um die Vorteile moderner Datenverarbeitung und des Building Information Modeling (BIM) im Lebenszyklus eines Bauwerks darzustellen. Auch eine Holzbehelfsbrücke für eine Straßenüberführung nach Sturmschäden war unter den Wettbewerbsbeiträgen.
Die Fachjury erläutert zu den Nominierten des Deutschen Brückenbaupreises 2023: „Die Projekte zeigen auf, mit welchem Ideenreichtum und Know-how deutsche Ingenieurinnen und Ingenieure Verkehrswege denken und konstruktiv umsetzen. Mobilität und Umweltschutz können und müssen zukünftig mehr denn je Hand in Hand gehen, um mit bürgerfreundlichen und verkehrsverträglichen Baumaßnahmen die mit Umfahrungen und Staus verbundenen CO2-Emissionen und Zeiten deutlich zu vermindern oder gar zu verhindern.“
Über den Preis
Der DBBP wird seit 2006 von Bundesingenieurkammer (BIngK) und dem Verband Beratender Ingenieure (VBI) ausgelobt. Die Schirmherrschaft hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) inne. Weitere Sponsoren unterstützen den Preis
Quelle: Verband Beratender Ingenieure (VBI)