16.05.2025
Am 16. Mai 2025 lud die Ingenieurkammer Hessen erneut zum Fachplanertag Brandschutz in die Stadthalle Friedberg ein. Rund 200 Ingenieure, Planer und Entscheidungsträger im Bereich des baulichen und vorbeugenden Brandschutzes kamen zusammen, um sich fachlich weiterzubilden.
Dr.-Ing. Ulrich Deutsch, Vorstandsmitglied der Ingenieurkammer Hessen, eröffnete die Veranstaltung und hieß die Gäste herzlich willkommen. In seiner Begrüßung hob er die langjährige Bedeutung des Fachplanertags Brandschutz hervor, der in diesem Jahr bereits zum 22. Mal stattfand und nach wie vor auf ungebrochenes Interesse stößt. Der Brandschutz spiele eine zentrale Rolle in der Baubranche – umso erfreulicher sei der anhaltende Erfolg und die große Resonanz der Veranstaltung.
Die Teilnehmenden erwartete erneut ein praxisnahes Programm mit aktuellen Themen und innovativen Lösungsansätzen. Moderiert wurde die Veranstaltung, wie in den Vorjahren, von Prof. Dipl.-Ing. Helmut Zeitter, Vorsitzender der Fachgruppe Baulicher Brandschutz HBO der Ingenieurkammer Hessen.
Neue HBO und Einzelfallgenehmigungen
Benjamin Semmler, M.Eng., vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen hielt den ersten Vortrag der Veranstaltung zum Thema „Aktuelles aus dem Hessischen Bauordnungsrecht“. Darin gab er unter anderem einen Ausblick auf die Novellierung der Hessischen Bauordnung, die für den kommenden Winter erwartet wird. In seinem Vortrag legte er den Fokus auf die geplanten Änderungen, die den Brandschutz betreffen. Diese geplanten Änderungen orientieren sich an den Vorschlägen des Baupakets I. So thematisierte er unter anderem die Umnutzung von Bestandsgebäuden sowie Dachaufstockungen und -ausbauten mit Gebäudeklasse-Wechsel.
Dipl.-Ing. Süreyya Bumin vom Regierungspräsidium Darmstadt referierte zum Thema „Zustimmung im Einzelfall nach § 23 HBO und vorhabenbezogene Bauartgenehmigung nach § 17 HBO für Bauprodukte und Bauarten, die den Brandschutz und die technische Gebäudeausrüstung betreffen“. Sie ging unter anderem der Frage nach: ‚Wann ist eine Zustimmung im Einzelfall, beziehungsweise eine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung, erforderlich?‘. In ihrem Vortrag erläuterte sie, in welcher Leistungsphase diese sinnvollerweise durchgeführt werden sollten. Zur Veranschaulichung präsentierte sie passende Fallbeispiele.
Brandschutz im Bestand und dynamische Fluchtweglenkung
Alexander Wohmann, M.Eng., Prüfsachverständiger für Brandschutz, diskutierte und beleuchtete, ob dynamische Fluchtweglenkung – bislang vorwiegend in Flughäfen und Großprojekten eingesetzt – auch in kleineren Bauten sinnvoll sein kann. Er stellte mehrere Projekte vor, die mit Hilfe einfacher Software modelliert wurden, und erläuterte Vor- und Nachteile sowie die Kompensation nicht erfüllter bauordnungsrechtlicher Anforderungen.
LMR a.D. Jens Meißner erläuterte in seinem Vortrag „Brandschutz im Bestand“ die Abwägung zwischen dem Erhalt von Bestandschutz und der Anpassung an moderne Vorgaben. Er zeigte, welche Ermessensspielräume Bauaufsichtsbehörden haben und wie wirtschaftliche und sicherheitstechnische Aspekte sorgfältig abgewogen werden. Im Anschluss vertiefte Alexander Wohmann in seinem zweiten Vortrag die systematische Bewertung von Abweichungen und Erleichterungen: Mittels einer übersichtlichen Matrix zu Schutzzielen und Ersatzmaßnahmen demonstrierte er, wie Abweichungen konstruktiv begründet und dokumentiert werden.
Batteriespeicher und Sicherheitsbeleuchtung
Jamie Cachola, Sachverständiger für vorbeugenden Brandschutz bei der Stadt Frankfurt am Main, thematisierte Batteriespeichersysteme. Er erläuterte häufige Brandursachen bei Li-IO-Batterien und zeigte eindrucksvolle Videos von Brandversuchen. Anschließend stellte er bewährte Löschmethoden vor und erläuterte die bauordnungsrechtlichen Anforderungen für den Einbau solcher Systeme.
Dipl.-Ing. (FH) Uwe Weber, Prüfsachverständiger (PrüfVBau) für sicherheitstechnische Anlagen und Einrichtungen, ging in seinem Vortrag „Hinweise bei der Erstellung von Brandschutzkonzepten und Nachweisen im Hinblick auf Sicherheitsbeleuchtung“ auf praxisnahe Aspekte der Fluchtwegkennzeichnung und Sicherheitsbeleuchtung ein. Er erläuterte unter anderem, in welchen Fällen zusätzlich zur hochmontierten Kennzeichnung eine Sicherheitsbeleuchtung erforderlich ist – und veranschaulichte dies anhand konkreter Beispiele aus Bürogebäuden, Werkhallen und Versammlungsstätten.
Fachplanertag erstmals mit medialer Aufbereitung
Begleitend präsentierten Fachaussteller im Foyer der Stadthalle neue Produkte und Dienstleistungen. Erstmals wurde der Fachplanertag und die Fachausstellung multimedial begleitet, sodass Interessierte auch im Nachgang einen umfassenden Einblick gewinnen können. Die Videos sind ab sofort unter https://www.youtube.com/@ IngenieurakademieHessen abrufbar.
Auf dem Flickr-Account der Ingenieurkammer Hessen sind zudem die Bilder des 22. Fachplanertages ab sofort abrufbar.